Freundliche Menschen, paradiesische Landschaft, die Kunst des Ayurveda und gelebter Buddhismus. Sri Lanka, die tropfenförmige Insel unter dem indischen Subkontinent ist voller Schönheit und Abenteuer. Ein Reisebericht in zwei Teilen.
Nach unserem Flug von München nach Colombo, stehen wir aufgeregt am Wechselschalter der Bank of Sri Lanka. Von hier aus können wir bereits die lange Reihe der schokobraunen Fahrer sehen, die hinter der Absperrung zu Hunderten mit Namensschildern auf ihre Gäste warten. Wir haben über unser Hotel eine viertägige Rundreise gebucht, auf der wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Insel besichtigen werden. Danach wollen wir uns im „Villa Lanka Pearl“, am Palmenstrand im Südosten der Insel, einer zehntägigen Ayurveda-Kur unterziehen.
Nachdem sich „Sunny“ als unser Guide vorgestellt hat bringt er uns zu einem Mercedes-Kombi. Die Luft ist schwül, die Laune gut und Sunny macht seinem Namen alle Ehre. Radebrechend auf Deutsch beantwortet er auf dem 120 Kilometer langen Weg nach Dambulla ins Innere der Insel, unsere unzähligen Fragen.
Nach der ersten Nacht steht die Besichtigung der UNESCO-Welterbe-Tempel von Polonnaruwa am Programm. Sunny, eigentlich Ayurveda-Therapeut, der sich mithilfe seiner Patienten selbst Deutsch beigebracht hat, übernimmt auch hier die Fremdenführerrolle. Vor rund 500 Jahren gelangten in Polonnaruwa die buddhistischen Herrscher der Insel zu ihrer Hochblüte. Die kunstvollen Tempel, beeindruckenden Buddhastatuen und Stupas geben Zeugnis davon. Der 14-Meter lange, aus Stein gehauene, liegende Buddha ist unser Highlight der mittelalterlichen Anlage.
Nach einem köstlichen Mittagessen im Jaga-Café, das wir auf einer luftigen Terrasse sitzend neben drei Kormoranen verbringen, geht es weiter nach Sighiriya – der sagenhaften alten Felsenfestung inmitten des Dschungels. Glücklicherweise regnete es diesen Morgen wie aus Kübeln und wir erleben den Aufstieg auf den pittoresken Felsen im Licht der Abendsonne. Oben angelangt, ist der Moment gekommen, wo wir wissen: Wir sind zur richtigen Zeit, am richtigen Ort. Der Ausblick ist sagenhaft. Genau so muss es im Garten Eden ausgesehen haben! Es gibt nur wenige Worte die das Gefühl beschreiben das einen erfasst, wenn man über die Felsen auf die Millionen Palmen unter sich blickt, mit mäandernden Flüssen und Bergen am Horizont, die Geräusche der nahen Affen und fernen Tiere des Dschungels im Ohr.
Felsentempel, Gewürzgarten, diverse Tempel und Batik-Manufaktur werden uns am nächsten Tag auf der Fahrt nach Kandy, der alten Hauptstadt Sri Lankas geboten. Allesamt eindrückliche Erlebnisse, die uns Reichtum und Vielfalt dieser Insel zeigen. Wir decken uns mit Gewürzen wie Vanille und Zimt, Aloe Vera-Cremen und Naturheilmittel gegen Beschwerden aller Art ein. In Kandy, der ehemaligen Hauptstadt, die den Kilometer langen Staus nach zu schließen noch immer wichtiger Knotenpunkt ist, erwartet uns der berühmte Zahn-Tempel. Auch hier ist die Zeremonie am Abend am schönsten. Mit wildem Getrommel, Räucherstäbchen, dem Licht zahlloser Kerzen und Gesängen wird hier die Reliquie, ein Zahn von Lord Buddha, verehrt.
An unserem dritten Tag der Reise fahren wir nach Pinnawela, wo das berühmte Elefanten-Waisenhaus liegt. Zum Anfassen nahe, kann man hier die großen Vierbeiner beim Baden im Fluss und anschließend beim Füttern beobachten. Verpönt oder nicht – Wir haben uns auch den Ritt auf einem Elefanten nicht entgehen lassen – was zwar dann auch nicht das Highlight der Reise war, aber bei einigen Anbietern rund um das Waisenhaus für wenige Rupien möglich ist.
Die nächsten Stunden bis tief in die Nacht verbringen wir im Auto, wir fahren in die Berge, wo inmitten von Teeplantagen Adams Peak liegt – der 2.242 Meter hohe Gipfel und gefürchtete Höhepunkt dieses ersten Teiles unserer Reise. Werden wir es schaffen, die knapp 4.000 Stufen auf diesen heiligen Berg hinaufzuklettern, der von Buddhisten, Christen und Muslimen gleichermaßen verehrt wird?
Um zwei Uhr nachts läutet der Wecker. Mit zahlreichen anderen Pilgern marschieren wir wenig später los und passieren kleine Tempel, Verkaufsbuden und Buddhastatuen. Mantra-Gesänge, das Rauschen des Baches und die noch kühle Luft der Nacht begleiten unseren Aufstieg.
Nach spätestens einer Stunde rinnt der Schweiß. Jeder einzelne ist hier gefordert, seine Grenzen zu überschreiten. Immer weiter zu gehen, einfach die längst schon schmerzenden Beine, ein ums andere Mal hoch zu heben. Doch irgendwann finden wir unseren Rhythmus. Atmen, Steigen, Atmen. Die Gedanken hören auf zu rotieren und wir sind im Moment angelangt.
Dreieinhalb Stunden später erreichen wir das kleine Kloster auf dem Gipfel. Gemeinsam mit den vielen Anderen erwarten wir euphorisch, glücklich und stolz den Sonnenaufgang.
Als dann das erste Licht des Tages die Welt erhellt, macht der Blick auf das sagenhafte Hochland, das gemeinsame Erlebnis und die Freude alle Anstrengung vergessen. Wir haben es geschafft! Wir schaffen alles andere auch!
Die Fahrt aus den Bergen in den Süden wird zum Live-Kino. Der gebotene Film ist Naturschauspiel vom Feinsten. Bäume, so vielfältig und groß wie die Skyline einer Mega-City. Grün leuchtende Hänge voller Teepflanzen, Blumen und Berge soweit das Auge reicht. Eine gefühlte Ewigkeit später – das stundenlange Sitzen im Auto ist der Preis, den man hier für die unvergesslichen Erlebnisse zu bezahlen hat – erreichen wir unser Hotel, das Lanka Pearl in Beruwela, das unsere Rundreise so perfekt und liebevoll organisiert hat.
Müde, dankbar und glücklich lassen wir uns in die Stühle auf der Hotel-Terrasse fallen, mit dem letzten alkoholischen Cocktail für die nächsten zehn Tage in der Hand, mit Blick auf den herrlichen Garten, das Meeresrauschen im Ohr. Ayurveda-Kur? Wir haben selbst noch keine Ahnung was genau uns da erwartet. Eine Enttäuschung kann es hier an diesem Ort, auf dieser Insel mit all den freundlichen Menschen auf keinen Fall werden.
Teil 2: „Ayurveda-Kur im Garten Eden“
2 comments
Hi Stella, tolle Story und coole Bilder. Keep Up the great work!
Danke Izzet für die Blumen! Häng mich auch ordentlich rein – so wie du ;-))) LG! Stella