Der Traum-Job, Erwartungen an Eltern oder Freunde, ein Mann, der sich nicht mehr meldet. Vorstellungen oder Umstände, die man sich anders wünscht als sie sind. Gelegenheiten Loszulassen gibt es viele. Fast schon zu viele, wenn ihr mich fragt. Doch hoffentlich nicht umsonst predigen Buddha und Co. vom Loslassen, als dem Schlüssel zum Glück. Hier ein Versuch, mich selbst von der Richtigkeit dieser These zu überzeugen.
Zum Jahreswechsel hatte ich eine eindrückliche Erfahrung. Ich befand mich an einem Ort in der Wüste, weit weg von meinen Kindern, inmitten fremder Leute in einer fremden Kultur, im fremden Land Marokko. Ich wollte zu diesem Zeitpunkt nichts weniger, als dort zu sein. Glücklicherweise las ich gerade das Buch “Beginne wo du bist” von Pema Chödrön, der buddhistischen Nonne, die weltweit mit ihren Büchern und in Retreats die Menschen inspiriert. Sie schreibt: “Alles ist ein Traum”, und, noch wichtiger für mich in diesem Augenblick, “Wenn du meditierst und eine Empfindung übergroß wird, dann gib ihr Raum. So viel Raum, bis sie sich auflöst.” Ich wanderte, ich weinte, war allein und unter Menschen. Folgte dem Ratschlag der Nonne und gab mich der Traurigkeit, der Einsamkeit, Angst und Enttäuschung hin. Bis ich nicht mehr konnte und zu Hause anrief. Danach war plötzlich alles gut. Alle negativen Gefühle waren in Vergessenheit geraten und machten einer Erleichterung und Zufriedenheit Platz. Ich hatte dem Gefühl nachgegeben, es voll und ganz ausgelebt und plötzlich war da nur mehr Dankbarkeit, für das was ich habe und für das, was ich bin.
Nachdem ich den Schmerz losgelassen hatte, war ich offen. Ich konnte – trotz Traurigkeit – sein. Erleben, genießen, annehmen was ist. Und es war auf einmal wunder-, wunderschön! Damals – und das ist erst wenige Monate her – dachte ich, ich hätte es heraußen. Nachdem ich losgelassen hatte, habe ich die Perfektheit dieser Welt erfahren. Ich spürte und wusste ganz einfach: Alles ist gut.
Und jetzt stehe ich wieder da und merke: Es hört nicht auf! Eine Situation jagt die andere, in der sich ein Mensch anders verhält, als ich es mir wünsche. Ich Angst habe, dass sich die Dinge in eine Richtung entwickeln, die ich nicht will. Ich glaube, etwas zu verlieren. Ich mit Situationen konfrontiert bin, die ich nicht bestimmen kann. Die mich mit Panik und Angst erfüllen. Der Angst davor, verletzt zu werden. Enttäuscht zu sein.
Was also tun? Jetzt, wo der Typ nicht mehr da ist? Wo eine Auseinandersetzung meinen Traumjob in weite Ferne rücken lässt? Ein sehr naher Mensch in eine andere Stadt ziehen will? Ich mich klein und ohne Maßen unbedeutend fühle. Wie ein einzelnes Sandkorn auf einer Düne in der fernen Wüste Sahara…
…ich werde es ganz einfach wieder mit Pema Chödrön versuchen! Ich werde versuchen loszulassen! Ich werde die Angst loslassen zu verlieren, was ich ohnehin nicht besitze. Ich werde die Angst loslassen, verletzlich zu sein. Ich werde den Glauben loslassen, etwas kontrollieren zu können. Ich werde das Bedürfnis loslassen, mich selbst zu beschützen. Ich werde die Angst vor dem Scheitern loslassen oder davor, einen Fehler zu begehen. Ich werde den Wunsch nach Kontrolle aufgeben.
Jetzt werde ich dieser Angst und Enttäuschung einmal ganz viel Platz einräumen. Den Gefühlen “Raum geben”, wie die Nonne sagt. Und dann schauen, was passiert. Und mich darin üben, zu vertrauen. Darauf, dass ich es wieder wissen und spüren werde, dass alles gut ist, wie es ist.
Wünscht mir Glück dabei! DANKE!
***Eure, Stella
Wie geht es Euch mit dem Loslassen? Habt ihr ähnliche Erfahrungen wie ich, oder ganz andere? Ich freue mich jedenfalls sehr, wenn Ihr mir schreibt! Alles Liebe!
Foto-Credit: Julia Schwarz