Weltweit schreitet die Legalisierung von Cannabis voran. In Barcelona macht eine Gesetzeslücke den privaten Konsum von Marihuana möglich. Wir haben einen der mittlerweile 700 Weed Clubs Barcelonas besucht.
Die Türe auf dem Paseo de Salvador Espriu, nahe dem Puerto Olimpico ist unscheinbar. Ebenso das Türschild, das den Namen “Zanzi Club” trägt. Nichts verrät dem unwissenden Passanten, dass es sich hier um einen privaten „Social Club“ handelt, in dem sich die jeweiligen Mitglieder dem Genuss von Marihuana hingeben. Ich drücke die Klingel, die Türe öffnet sich, unverkennbarer Geruch von weed steigt mir in die Nase.

Club Social Privado – einer von angeblich 700 Weed-Clubs in Barcelona
Dank Anda, der Bloggerin von www.weedbarcelona.com, habe ich die nötige Einladung, um mir als “socia” Zutritt zu diesem Barcelona Weed Club verschaffen zu können. Am Empfang zeige ich Andas Einladung, meinen Pass und bezahle 20 Euro – nun bin ich „Zanzi“-Clubmitglied auf Lebenszeit. Jetzt darf ich sie also betreten, die Höhle des Löwen. Ich öffne die Tür und bin in einem circa 100 Quadratmeter großen Raum mit diversen Sofas, Tischen, Flat-Screen-TV´s und geschlossenen, abgedunkelten Fenstern. Zwei, drei junge Männer tippen auf ihrem Handy herum oder arbeiten am Computer. Die Atmosphäre in diesem Weed Club ähnelt der einer Flughafen-Lounge – nur etwas familiärer.
„First we get to smoke, then we get normal,“ sagt Anda und geleitet mich an die Bar, wo alle einschlägigen Utensilien bereit stehen: Waage, Papers, Filter, Tabak – alles was das Kiffer-Herz begehrt. Ich entscheide mich auf Anraten der beiden Verkäuferinnen für ein Gramm „Lemon Haze“, das angeblich tagestauglich sein soll. Ausgestattet mit dem frisch erworbenen Gras setzen wir uns an einen der Tische und……rollen uns erstmal einen an. Es wird nicht der letzte bleiben für heute…

Anda, Bloggerin von weedbarcelona.com im Zanzi Club
Wie ist es möglich, dass das Rauchen von Cannabis in Barcelona quasi öffentlich möglich ist? Wie 183 andere Staaten auch, hat Spanien das Einheitsabkommen aus dem Jahr 1961 mit den Vereinten Nationen über Betäubungsmittel (SCND) unterzeichnet, in dem Cannabis als illegale Droge eingestuft wird – gleichgestellt mit Heroin und Kokain. Auch wenn in der WHO über diesen Status von Cannabis gerade diskutiert wird, ist Europa und auch Spanien von einer Legalisierung weit entfernt. „Wie also geht das mit diesen Weed-Clubs in Barcelona?“ frage ich Anda.

Das Rauchen ist nur in den Clubs erlaubt – nicht außerhalb.
Schuld sind findige Katalanen, die in den 70er Jahren den ersten Cannabis Club in Girona gründeten, erzählt mir die Bloggerin. Als die Polizei den Club schließen wollte, gingen die Mitglieder vor Gericht – und gewannen. Sie konnten beweisen, dass die Nachbarschaft durch den Cannabis Club sogar profitierte – durch gechillte Nachbarn, weniger Straßen-Kriminalität, kontrolliertem Zugang und Alterskontrolle. Dieser Präzendenzfall und das Gesetz, das es den Spaniern erlaubt, in privaten Gemächern zu konsumieren was immer sie wollen, machen das Rauchen in privat organisierten Clubs möglich. Deshalb auch die Alterskontrolle, die Clubmitgliedschaft und das Kiffen ausschließlich im Club. Vor einem Jahr verabschiedete das Regional-Parlament Kataloniens ein Gesetz, welches die Cannabis-Vereine regelt. Eine bundesweite Regelung steht allerdings aus.
Eineinhalb Stunden später steht im Zanzi Club der Rauch. An die zwanzig Leute bevölkern den Raum, spielen Schach oder Poker, unterhalten sich, hängen ab. Anda erzählt mir, dass sie aus Rumänien kommt, eigentlich Haarstylistin ist und vor vier Jahren nach Barcelona kam. „Der Club war meine Rettung,“ sagt sie, „so habe ich Leute kennen gelernt, Arbeit und Freunde gefunden.“ Überhaupt ist das „social“ bei den weed-clubs ein wichtiges Element. Andere Clubs veranstalten Poker-Turniere, Konzerte oder verfolgen spezielle Interessen und treiben gemeinsam Sport. Deshalb sind Raucher oft Mitglied in mehreren Clubs. Auch der Zanzi-Club ist ein Ort für sozialen Austausch. Die meisten der circa 100 Mitglieder kommen aus der internationalen Nachbarschaft und betrachten den Club als ihr zweites Wohnzimmer – die in den überteuerten Wohnungen Barcelonas oft winzig klein ausfallen.
Etwa alle fünf bis zehn Minuten läutet die Glocke. Leute kommen und gehen. Obwohl man Marihuana nur hier im Club konsumieren dürfte, kaufen die meisten ein und verlassen das Lokal sofort wieder. Andere Mitglieder gesellen sich zu Anda und mir, der zweite Joint macht die Runde. Fabrice kommt aus Brasilien, ist Vater eines kleinen Sohnes und seit zwei Jahren in Barcelona. Arif ist Spanier und hilft heute im Club aus. “Einer der Gründer ist mein Freund, ich rauche gerne, tue was anfällt und bin heute für einige Stunden “Host” des Tages,” erzählt er. Geld bekommt er dafür keines, wie überhaupt alle Social Clubs an sich nicht auf Gewinn ausgerichtet sind. Das Gras kommt von lokalen Anbauern, der Preis pro Gramm liegt zwischen 6 und 12 Euro. “Einige Clubs werden von der Polizei geschlossen,” erzählt Anda, “weil sie darauf aus sind Touristen abzuzocken, hohe Mitgliedsbeiträge und Wucherpreise für das weed verlangen.”
Ich bin froh, im Zanzi gelandet zu sein, wo es freundschaftlich und gemütlich zu geht! Unsere kleine Runde beschließt den Club zu verlassen und noch gemeinsam an den Strand zu gehen. Wir lachen, unterhalten uns in einer Mischung aus Spanisch, Englisch und Portugiesisch und haben es fein! Ach wie lustig, ach wie schön ist es und fein, in Barcelona Weed-Clubmitglied zu sein!
keep on cruisin´
***Stella
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