Muss man denn unbedingt eine Beziehung haben? Ist es nicht viel einfacher alleine zu sein, Freundschaften zu pflegen, sich ab und zu eine Love-Affair zu gönnen und das Leben ungestört zu leben? Sich nicht ständig mit all den negativen Seiten eines anderen herumschlagen zu müssen?
Wie das Leben dankenswerter Weise spielt, habe ich mir unlängst mal wieder einen Kandidaten eingetreten. Einen recht vielversprechenden sogar. Angesichts der Emotionen, die mich plötzlich von allen Seiten bombardierten, kam die alte Frage in neuer Brisanz wieder hoch: Was ist der Sinn und Zweck von Beziehungen?
Nachdem meine letzte Langzeit-Beziehung im emotionalen Total-Absturz endete (Vorwürfe, Verzweiflung, Unsicherheit und Trauer waren die Parameter meines Gefühlslebens) sind für mich Paarbeziehungen keine leichtfertige Sache mehr. Denn ich weiß, die Gefahr mich dabei selbst zu verlieren ist groß, riesengroß. Seitdem ich emotional wieder auf der Reihe bin, fühle ich mich, als ob ich in meinem Leben außer mir selbst – dank meiner kids, meiner Familie und den geliebten FreundInnen natürlich – keinen Mann mehr zu brauchen scheine.
Und nun das! Plötzlich wieder Nähe, Zärtlichkeit, Gespräche, Spass – mit einem Mann! Auch nicht schlecht, gar nicht sogar. Wenn da nicht diese Verschlossenheit wäre….die Erwartungen….und die unpassenden Umstände und….und….alles, was auch wieder nicht zusammen passt.
Aus diesem Anlass, habe ich mich auf die Suche begeben und folgende (unvollständigen) Antworten auf die alte Frage gefunden, wozu wir Paar- und Liebes-Beziehungen eingehen (sollten):
Neale Donald Walsch, Autor und spiritueller Lehrer
“Erst in Beziehungen sind wir imstande in unserem Mensch-Sein zu existieren, ohne “In-Beziehung-sein” wäre das gar nicht möglich.”
“Beziehungen fordern uns dazu auf, uns selbst kennen zu lernen und zu dem zu werden, wer wir sein wollen. Es geht in Beziehungen darum, großartigere und höhere Visionen von uns selbst zu schaffen, zum Ausdruck zu bringen und zu erleben. Zu gestalten, wer ich sein will.
“Eine romantische Beziehung dient dazu, mit einem anderen Menschen die eigene Vollständigkeit teilen zu können.”
Marianne Williamson, Autorin, spirituelle Lehrerin
„Wirkliche Liebe ist tröstlich und beruhigend, aber meist nicht von Anfang an. Wir müssen zuerst den Panzer durchbrechen, der unser eigenes Herz verbirgt. Es kann Zeiten der Tränen benötigen, um die harte Schale zum Schmelzen zu bringen, die unser zartes Innerstes umgibt – Tränen um jeden vergangenen Schmerz, Verlust oder demütigenden Misserfolg, der durch die Beziehung an die Oberfläche kommt. Menschen die diese Tränen zulassen sind keine Versager, sondern wahrhaft mutig. Denn: Zuerst kommt der Schmerz und dann die Kraft. Zuerst bricht das Herz und dann erhebt es sich.“
Lama Ole Nydhal
“Eine sexuelle Beziehung die nicht weh tut, ist eine gute sexuelle Beziehung.”
Helmut Maier, Heilpraktiker und Psychotherapeut
Die Konfrontation mit unserem Schicksal und die Auseinandersetzung mit den Beziehungen, in die wir hineingestellt sind, stellen die Gelegenheiten dar, all das aufzulösen und aus unserem Sein zu entlassen, was wir nicht sind bzw. nicht mehr sein wollen. Vor allem aber dienen sie dazu, unsere inneren Perlen und Diamanten freizulegen, die uns erlauben, für die anderen und die Welt ein Geschenk zu sein – so wie wir wirklich sind und sein wollen. Je besser wir in der Lage sind, dem anderen Liebe, Wertschätzung und Dankbarkeit zu schenken, desto mehr werden wir selbst diese Qualitäten erfahren. Erst die Heilung unserer Beziehungen macht uns wirklich frei, Ich-Selbst zu sein.
Und jetzt der Ratschlag von Psychologin Maria Standenat, den ich mir ab sofort zu Herzen nehmen möchte:
“Jeder Partner ist eine Lernchance: Wer bin ich, was will ich und was will ich nicht. Laufen Sie nicht sofort davon, wenn die Dinge schwierig werden, aber bleiben Sie sensibel, ob hier wirklich ein Lernprozess abläuft, der durchgestanden werden sollte oder ob es sich um einen Schrecken ohne Ende handelt. Nicht jede Beziehung ist dauerhaft und der Lernschritt kann auch bedeuten, zu einer destruktiven Erfahrung „nein“ zu sagen. Spirituelle Partnerschaft bedeutet nicht, in krankmachenden Situationen zu verharren. Aber einen Menschen abzulehnen, weil er nicht 100% der Idealvorstellung entspricht, heißt vielleicht, eine wichtige Erfahrung auszuklammern.”
Und? Was lerne ich nun aus meiner letzten Beziehungs-Episode?
Dass, wenn man aufmacht auch Gefahr läuft verletzt zu werden. Ist es das, worum es geht?! Offen zu sein und dieses Risiko einzugehen….und dabei gewinnen oder eben zu lernen. Mauern, die das eigene Herz umgeben nieder zu reißen? Eigene Ängste und Muster abzubauen, meine “Mauer” der Beziehungs-Paranoia zu durchbrechen…..und weiter zu gehen mit neuen Erfahrungen.
Wer nichts wagt, gewinnt nichts. Und verliert nichts. Und bleibt stehen. Was ich für mich und mein Leben definitiv ausschließen möchte. Also wage ich und gewinne und verliere. Ach ja! Und dann ist da noch die wieder gewonnene Erkenntnis, dass es einfach schön ist, gemeinsam zu sein!
In diesem Sinne:
Let´s keep on cruisin´
***Stella
2 comments
Schöner Beitrag, liebe Stella, mit sehr bewegenden Zitaten und zutreffenden Fazit! Wichtig ist, dass wir hinschauen, reflektieren und wirklich daraus lernen. So kann jede Beziehungserfahrung bereichernd sein! Auch die mit anderen Frauen 😀👯♀️👍🏻! Danke nochmals für unsere guten Gespräche in der 🐪 Wüste – lasst uns das Menschsein jeden Tag wieder bewusst leben, mit allen schönen Seiten und Risiken! Nur Mut 🙋🏻♀️!
Liebe Greta! DANKE für deine Worte!! Ja, Beziehungen zum Lernen finden sich wohl tatsächlich überall…Nicht nur zwischen Mann und Frau – auch zu unseren FreundInnen, Kindern, Eltern, Geschwistern. Und Mut, ja Mut, den brauchen wir mit Sicherheit, um aus uns selbst das zu machen, was wir wirklich sein wollen! DANKE Dir nochmals! In Liebe! Stella